MS-Kranker darf Hanf anbauen
Niederländisches Greicht stimmt zu - Joints lindern den Schmerz

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Eigener "Stoff" ist billiger als Haschisch aus dem Coffeeshop oder der Apotheke.

Den Haag - Wim Moorlag ist glücklich. Der chronisch kranke Niederländer - er leidet an multipler Sklerose (MS) - hat vor Gericht durchgesetzt, dass er fortan in heimischer Zucht Hanf anbauen und daraus Hasch herstellen kann. Denn Stoff braucht er nach eigenen Angaben zur Linderung seiner Muskelschmerzen. Nachdem er einen Joint geraucht habe, gehe es ihm besser, und er habe weniger Schmerzen. Auch die Spasmien seien weniger heftig behauptet Moorlag.
Das bemerkenswerte Urteil eines Gerichts in der friesischen Hauptstadt Leeuwaarden schafft nun einen Präzendenzfall im niederländischen Recht. Denn die Richter argumentierten, im Falle von Wim Moorlag wiege die Bekämpfung der durch multiple Sklerose verursachten Schmerzen schwerer als die Einhaltung des niederländischen Betäubungsmittelgesetzes. Das verbietet den hauseigenen Haschanbau nämlich und stellt ihn unter Strafe. Bemerkenswert ist das Urteil auch, weil es von einer Berufungsinstanz ausgesprohcen wurde. Denn erstinstanzlich wurde Wim Moorlag zu einer symbolischen Geldstrafe von 250 Euro verurteilt.
Nachbarn riefen die Polizei

Nun allerdings will die Staatsanwaltschaft Revision einlegen und den Fall des Wim Moorlag vor dem obersten Gericht der Niederlande, dem "Hooge Raad", klären lassen. Solange aber kann Moorlag bei sich zu Hause weiter Hanf anbauen. Der Stoff aus der Eigenzucht sei der einzige, den er vertrage. Und er ist billig. Die Produktion eines Gramms kostet Ihn nur 50 Cent. "Wenn ich das Haschisch in einem Coffeeshop oder in einer Apotheke kaufen müsste, wäre das viel teurer." Denn in den zahlreichen niederländischen Coffeeshops, wo Hanfprodukte wie Hasch und Cannabis in Höchstmengen von bis zu fünf Gramm pro Person von Erwachsenen ab 18 Jahren erworben werden können, kostet das Gramm durchschnittlich um die sieben Euro. In der Apotheke müssen für ein Gramm Haschisch in der Regel zehn Euro bezahlt werden.
Der Fall ist an die Öffentlichkeit gekommen, weil Nachbarn Moorlag bei der Polizei angeschwärzt haben. Nach einer Anzeige wegen "Geruchsbelästigung" führten die Drogenfahnder zweimal Razzien in der Wohnung von Moorlag durch. Sie beschlagnahmten Hunderte von Hanfpflanzen und auch die getrockneten Vorräte und erstatten Anzeige.

Wim Moorlag und seine Frau Klasiena sind inzwischen umgezogen. In seinem neuen Zuhause in einem anderen Dorf im Norden der Niederlande fühlt sich Wim Moorlag jetzt wieder wohl. Sein Hanf, der auf dem Dachboden durch die Wärme, die Speziallampen ageben, w&aul;chst und gedeiht, kann schon bald wieder abgeerntet werden. Die neuen Nachbarn haben Verständnis dafür, dass Moorlag seine Krankheit auf diese Weise zu lindern versucht. Nun bleibt abzuwarten, wie der "Hooge Raad" entscheidet. Aber das kann Jahre dauern. Solange kann der MS-Patient weiter seine selbst erzeugten Joints rauchen.

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